Du glaubst, Du bist nicht betroffen?



Manchmal, da schaltet man den Fernseher an oder schlägt die Zeitung auf und sieht oder liest:
Wieder ein Kind missbraucht, wieder eine Frau vergewaltigt,
wieder ein Kind entführt und tot aufgefunden!
Man schaut hin, man hört zu und ist betroffen - aber nur für diesen Augenblick, für diesen Moment.
Man schaltet den Fernseher wieder aus und legt die Zeitung zur Seite.
Das war es dann für viele Menschen.
Man ist traurig - für diesen Moment. Aber was ist danach?
Wenn man fragt, hört man immer wieder: Zum Glück gibt es das nicht bei uns, wir sind ja nicht betroffen.
So glaubt man.

Denn in Wirklichkeit ist jeder und jede betroffen!




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durch Deine Arbeitskollegin, die Dir unheimlich auf dir Nerven geht und jeden Tag eine andere Person zu sein scheint.
durch Deinen Vater, der zum Alkoholiker wurde, weil seine Schwester vom gemeinsamen Vater missbraucht worden ist.
durch die Höhe Deines Krankenversicherungsbeitrages, der so hoch ist, weil die Folgeschäden epidemische Ausmaße in unserer Bevölkerung haben.
durch Deine Ehefrau, die sich während der Geburt Eures Kindes plötzlich an ihren Missbrauch erinnert und ab da an eine andere Person ist.
durch Deinen Freund, an den Du nie richtig herankommst.
durch den Junkie, der Dich auf der Straße überfällt, um sich seine "Verdrängungs-Medizin" zu besorgen.
durch die Oberflächlichkeit, durch die "Schutzmasken" und "hohen Wände" der vielen Menschen, denen Du begegnest und die Du eigentlich gerne näher kennen lernen würdest.
als Mann, weil das "Ja" Deiner Freundin nichts wert ist, wenn sie niemals "Nein" sagen durfte.
durch den rücksichtslosen Manager, der sich seine (entgangene) "Liebe" durch Geld und Macht holt.
als Vater oder Mutter, wenn Dein Kind von einem Jugendlichen überfallen und missbraucht wird, weil dieser seine eigenen erlebten Ohnmachtgefühle in einen mächtigen Triumph über einen schwächeren Menschen umwandelt.
durch Deine Nachbarin, die spät abends ihre Musikanlage auf volle Lautstärke schaltete, die in der Nacht lautstark mit sich selbst herumflucht und ihre sie am Wochenende besuchenden Kinder regelmäßig zusammenschreit.
durch Deine beste Freundin, die ab dem 15. Lebensjahr mit allen Jungs schlief, die sie bekommen konnte, sich auf Partys regelmäßig blamierte und deren Freundschaft Du schließlich beendet hast, weil ihr euch nicht mehr verstanden habt.
Du bist betroffen, weil Dein Nachbar, der früher nie die Chance erhielt, sich selbst zu achten und wertzuschätzen, auch Dich und Deine Familie nicht achten und wertschätzen wird.
durch die vielen SozialhilfeempfängerInnen, die durch ihre Geschichte direkt auf die Arbeitsunfähigkeit zugesteuert sind und die die Höhe Deines Sozialversicherungsbeitrages u.a. ausmachen.
durch Deine Cousine, die sich bis zur Selbstaufgabe auf ihre sportlichen Erfolge konzentriert, um für sich ein positives Selbstbild erhalten zu können und dabei ihre eigene Gesundheit aufs Spiel setzt.
durch Deine Kindheitsfreundin, die sich mit Beginn der Pubertät plötzlich verändert hatte, die nicht mehr vernünftig essen wollte, die plötzlich "verwahrlost" herumlief, sich nur noch selten wusch und zu der Du dann den Kontakt verloren hast.
als Sohn Deiner Mutter, die ihr Trauma nie aufgearbeitet hat, bei der Du allerdings immer etwas gespürt, verdeckte Botschaften empfangen und letztlich ihr Trauma unbewusst erfasst hast und jetzt als Erwachsener "Erbe" ihrer Gefühle bist und Deine eigenen schwerwiegenden Probleme mit Deinem Leben hast.
als Partner/-in, weil Deine Freundin oder Dein Freund sich selber Verletzungen zufügt, Du ihn/sie nicht daran hindern kannst und dabei selbst fast an dem ganzen Leid psychisch zu Grunde gehst.
als Lockführer, wenn ein Dir unbekannter Mensch von einer Brücke direkt vor Deinen Zug springt, Du nicht mehr rechtzeitig bremsen kannst und Dich dieses Erlebnis den Rest Deines Lebens verfolgt.
als gute Freundin, wenn Du zuhörst, wenn Du von dem Leid Deiner Freundin erfährst und sie Dir Erlebnisse erzählt, die fern Deiner bisherigen Vorstellungskraft lagen.
durch die vielen "Mitläufer", die unkritisch alles tun und glauben, was ihnen gesagt wird, weil sie es nie anders kennen gelernt haben.
durch die vielen indirekten Opfer, denn ein Opfer leidet nicht alleine, mit ihm/ihr leidet seine/ihre Familie und Umgebung.
Du bist betroffen, weil die Welt so ist, wie sie ist, und die psychische und physische Vergewaltigung von Kindern (+ Frauen und Männern) ist hier eine, wenn nicht gar DIE Hauptursache.
Du bist betroffen, weil es keine (soziokulturelle) Entwicklung geben wird, solange Kinder auf dieser Welt leiden...
*Quelle: Hamburger Initiative gegen sexuelle Gewalt an Kindern


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